Der Gott, der Eisen wachsen ließ…
Offizierskiste aus dem Ersten Weltkrieg ca. 70x70x100, direkt als Holzschnitt spiegelverkehrt bearbeitet, 1918/2018
Die Kiste, aus einem Nachlass erworben, thematisiert Krieg und Vertreibung. Der Deckel zitiert den Beginn des Vaterlandlieds von Ernst Moritz Arndt: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte…“ Es richtet sich ursprünglich gegen die erzwungene Beteiligung deutscher Soldaten am napoleonischen Russlandfeldzug. In der Folge wurde es in den Befreiungskriegen gesungen, im Krieg gegen Frankreich 1870/71, in den Weltkriegen (dabei auch vom antifaschistischen „Nationalkomitee Freies Deutschland“) und heute sowohl von Nazibands als auch von Heino. Wie von einem Blumenbouquet werden die Zeilen umsäumt von den höchsten militärischen Orden verschiedener Länder, darunter Deutschland, Japan, die USA und Russland. Auf den Kistenseiten entfalten sich aus einer toten Taube wie Krebsgeschwüre Bombardement, Flucht und Vertreibung. Die Erzählung endet mit der Figur eins Flüchtlings, der ein Kind trägt und in eine unfertige Szenerie tritt. Obwohl die Oberfläche der Kiste ihr Alter verrät, wirkt das Holz, durch den Schnitt freigelegt, jung und frisch.